Die Geschichte
Das Ensemble Langersgut steht als seltenes Beispiel für barocken Wohn- und Siedlungsbau seit 1986 unter Denkmalschutz. Auf dem Grundstück befand sich um 1600 die erste für das Dorf Kalkum urkundlich nachweisbare Schmiede, deren Ursprung vermutlich noch viele Jahrhunderte weiter zurückreicht.
Von Mitte des 18. Jhd. an diente das Anwesen als Gartenwirtschaft, bestehend aus Wohnhaus, Scheune, Stallung, Garten und Acker sowie einer im Freien erbauten Kegelbahn.
Zeitweilig war das Gut im Besitz der Familie Langer (`Langergut´) Der aus dieser Familie stammende, später geadelte Kunstmaler und Direktor der Düsseldorfer Gemäldegalerie Johann Peter von Langer (1757-1824) verlebte hier seine Kinderjahre, so später auch der nachmalig als Kirchenbaumeister renommierte Düsseldorfer Architekt Wilhelm Sültenfuss (1844-1924)
1973 wurde das inzwischen baulich bis zur Ruine verfallene Anwesen unter weitgehender Wahrung seiner ursprünglichen Struktur und Architektur wieder auf- und ausgebaut.
Im Hinblick auf die Bedeutung für das Ortsbild von Kalkum und als charakteristisches Beispiel für dörfliche Architektur der Wende vom 18. zum 19.Jhd. wurden die gesamten Baulichkeiten unter Denkmalschutz gestellt.“ (Kulturkreis Kalkum e.V.)
Mit einem Eigentümerwechsel im Jahre 2019 wurden die Gebäude umfassend saniert und in Abstimmung mit der Denkmalpflege behutsam modernisiert.
Das Ziel war, dem Bestand mit angemessenem Respekt zu begegnen und das Ensemble durch behutsame Eingriffe an heutige Anforderungen anzupassen.
Das Ensemble aus der Vogelperspektive
Das Wohnhaus / die ehemalige Gaststätte
Bei dem Wohnhaus handelt es sich um eine Mischkonstruktion aus Backstein- und Fachwerk-Gebäude mit ungewöhnlichem Doppelgiebel, in dem sich bis 1908 eine Gast- und Schankwirtschaft befand. Der Baukörper passt sich der fast rechtwinkelig gebogenen Straßenführung an. Der linke geschlämmte Fassadenteil neben dem Eingangsbereich stellt sich straßenseitig eingeschossig mit zwei kleinen Fenstern dar, das Satteldach des ansonsten zweigeschossigen Hauses ist hier abgeschleppt. Im Verlauf der Oberdorfstraße befinden sich in beiden Geschossen der Klinkerwand großzügige Holzfenster mit bunten Klappläden in den Farben des Kalkumer Wappens. Der Eingang des Gebäudes liegt unter einer Eingangsüberdachung auf der rechten Giebelseite, auf der Nordseite ist ein weiterer Eingang, der die Küche erschließt.
Das Haus war vor der Sanierung in einem recht schlechten Zustand, so dass es umfangreich modernisiert und an die Erfordernisse der heutigen Zeit angepasst werden musste:
Das Dach erhielt eine neue Deckung aus Tonziegeln, die Ortgänge sind als Strackort in Schiefer und die Klempnerarbeiten mit Kupfer ausgeführt. Der Dachstuhl wurde ertüchtigt und mit Cellulose-Dämmung isoliert. Zur besseren Belichtung der Räume wurden Dachflächenfenster eingebaut. Die geschlämmten Außenwände wurden ausgebessert und mit einer Keim-Farbe im Farbton „Englisch Rot“ gestrichen, die dunkelgrün lackierten Klappläden wurden erneuert.
Die Innenräume machten aufgrund der Oberflächengestaltung und Aufteilung vor der Sanierung einen dunklen und kleinteiligen Eindruck. Daher wurden die Raufasertapeten, Wand- und Decken-Bekleidungen aus dunkelroten und grünen Profilbrettern beseitigt und eine Innenwand herausgenommen, wobei „wiederentdeckte“ Fachwerk-Strukturen sichtbar gelassen und aufgearbeitet wurden. Durch diese Maßnahmen sowie die Verwendung heller Kalk- und Lehmputze konnte die fehlende Helligkeit und Großzügigkeit hergestellt werden.
Da die Decken partiell morsch waren und sich stark durchbogen, wurden manche Balken ausgetaucht bzw. mit Stahlprofilen verstärkt. Die Beläge aus Spanplatten und Teppichböden wurden entfernt und durch OSB Platten und Parkett erneuert. Eine Isolierung der Zwischenräume durch Celulose sorgt für besseren Schallschutz. In einem ca. 3x3m großer Bereich im Zentrum des Gebäudes wurde die Geschossdecke über dem EG geöffnet, um dem Ganzen mehr Licht und Raum zu geben.
Der nicht ursprüngliche Bodenbelag aus braunen Tonfliesen wurde durch einen gedämmten, grauen Sichtestrich mit integrierter Fussbodenheizung ersetzt, der einen modernen Kontrast zum Stil des Hauses bildet.
In technischer Hinsicht wurden Heizungs-, Sanitär- und Elektro-Installationen erneuert.
Das Haus in der Kurve ...
Das Atelier in der alten Schmiede
Das alte Fachwerkgebäude unter der Linde an der Nordseite des Grundstücks, früher genutzt als Stall, Schmiede und auch Schreinerei diente den Voreigentümern zuletzt als Abstellraum und war im Laufe der Jahre stark sanierungsbedürftig geworden. Aufgrund eines damaligen Feuers, einer fehlenden Feuchtigkeits-Sperre im Bereich des Sockels sowie Befalls durch tierische und pflanzliche Schädlinge musste ein großer Teil des Fachwerks repariert bzw. ausgetauscht werden.
Die westliche Giebelseite und die Nordseite wurden wegen der starken Witterungsschäden von außen gedämmt und mit einer rheinischen Schalung aus vertikal angeordneten Lärchenholz-Brettern bekleidet. Innen konnten dadurch die ursprünglichen Ausfachungen aus Ziegeln (im Laufe der Jahre mit Gipsputz und Zement überdeckt) wieder freigelegt und sichtbar gemacht werden.
Der Dachstuhl musste mit Stahlträgern und zusätzlichen Zangen ertüchtigt werden. Das Sparrendach wurde gemäß Anforderungen der Energieeinsparverordnung mit Cellulose gedämmt, mit Ziegeln neu eingedeckt und von innen mit Gipskarton bekleidet und glatt verputzt.
Der ursprüngliche Dachboden wurde erneuert und im östlichen Raumteil zur Hälfte geöffnet, so dass ein großzügiger Gesamtraum mit Galerie entstehen konnte. Eine schlichte blaugrau lackierte Stahltreppe erschließt die Galerie sowie das separate Zimmer im Obergeschoss.
Da der Boden der alten Schmiede bzw. des Stalls zum Großteil nur aus losen Steinen oder auch Lehm bestand, und um einen lebendigen Kontrast zwischen Alt und Neu zu erzeugen, wurde ein gedämmter, grau eingefärbter Sichtestrich eingebaut.

Blick ins Dach
Freilegen des Mauerwerks und Reparatur des Fachwerks
Verstärkung der Deckenbalken, Dacharbeiten
Freilegen des Fachwerks, Reparatur des Daches
"RESPEKTVOLLE METAMORPHOSE":
Artikel in der Zeitschrift "Cube" über Modernisierung und Umbau des Langersgut
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